Bürgergeld: Diese Jobcenter sind die schlechtesten und die besten

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Viele Jobcenter arbeiten schlecht, und wenige erledigen ihre Aufgaben ordentlich. Ein Indiz dafür sind Widersprüche von Leistungsberechtigten gegen Bescheide des jeweiligen Jobcenters, denen die Behörden ganz oder teilweise stattgeben müssen. Deren Quote liegt im Schnitt bei fast 30 Prozent, und das heißt, fast jeder dritte Bescheid der Jobcenter war fehlerhaft.

Fehler sind keine Ausnahme

Ein so extrem hoher Anteil lässt sich nicht damit erklären, dass es in der Verwaltung, und überall, wo Menschen arbeiten, zu Fehlern kommt. Das ist normal, doch bei einer korrekten Erfüllung der Aufgaben sind Fehler die Ausnahme, und nicht die Regel.

Ein hochsensibler Bereich

Hinzu kommt, dass diese Fehler der Jobcenter in einem sehr sensiblen Bereich auftreten. Bürgergeld bedeutet Existenzminimum, und falsche Bescheide der Jobcenter bringen Menschen regelmäßig in elementare Not. Sie können dazu führen, dass Betroffene ihre Wohnung verlieren oder kein Geld haben, um sich etwas zu essen zu kaufen.

In dieser miserablen Situation müssen die Leistungsberechtigten dann mit hohem bürokratischen Aufwand dafür kämpfen, ihr Recht durchzusetzen, und das kostet sie oft die letzten Ressourcen.

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Fehlentscheidungen blockieren Arbeitsvermittlung

Die Fehlentscheidungen der Jobcenter blockieren zudem die Arbeitsvermittlung, für die diese Behörden verantwortlich sind. Denn die Arbeitssuchenden werden genötigt, Zeit und Energie aufzubrauchen, die sie bei Jobcentern, die ihre Aufgaben erfüllen, in Arbeitssuche investieren könnten.

102.048 Widersprüche

Im Februar 2025 zeigt die Statistik 102.048 Widersprüche von Leistungsberechtigten. 17.897 betrafen Aufhebung und Erstattung, 14.250 lagen an Einkommen und Vermögen, 14.546 Kosten der Unterkunft, 10.226 bezogen sich auf den generellen Anspruch, 3.075 auf die Regelbedarfe und Mehrbedarfe, und 1.757 auf Leistungskürzungen.

Halle arbeitet am besten, Freising am schlechtesten

Das Jobcenter in Halle schnitt am besten ab. Nur vier Widersprüche, denen stattgegeben wurde, beruhten auf Rechtsfehlern. Leipzig folgte mit 5,78 Prozent fehlerhaften Bescheiden und Heidelberg mit 7,14 Prozent. Unter zehn Prozent lagen auch Göppingen mit 9,52 Prozent und Landau mit 9,68 Prozent.

Höhere Quote in Großstädten

In Berlin waren es 21,75 Prozent, in Dresden 23,22 Prozent, in Düsseldorf 23,39 Prozent und in Duisburg 25,75 Prozent. Andere Großstädte schnitten weit schlechter ab, nämlich München mit 51,05 Prozent, Essen mit 44,86 Prozent und Frankfurt am Main mit 37,57 Prozent. Das Schlusslicht bildete das Jobcenter Freising mit 82,61 Prozent.

28 Jobcenter arbeiteten vorbildlich

Insgesamt gab es 28 Jobcenter, in denen nicht einem Widerspruch wegen fehlerhaften Bescheiden stattgegeben werden musste. Auftretende Probleme ließen sich hier durch nachgereichte Unterlagen, persönliche Gespräche oder nachgeholte Mitwirkung lösen.

Die Ursachen sind unklar

Es wäre zu kurz gedacht, die bessere oder schlechtere Arbeit in den jeweiligen Jobcentern den zuständigen Mitarbeitern anzulasten. Tatsächlich sind die Ursachen nicht vollends geklärt. Es kann auch daran liegen, dass Jobcenter, die besonders gut abschnitten, eine bessere Personaldecke haben, also die einzelnen Mitarbeiter weniger Fälle bearbeiten müssen, oder an der Überschaubarkeit der Situation vor Ort.

Kleinstädte sind überschaubarer als Großstädte

So ist es einfacher, die Übersicht in Kleinstädten zu behalten als in Großstädten, und je schlechter Leistungsberechtigte die deutsche Sprache beherrschen, umso häufiger kommt es zu Missverständnissen.
Eins ist jedenfalls klar. Rund 30 Prozent fehlerhafte Bescheide zeigen einen Zustand, der dringend geändert werden muss.