Wer über die Regelaltersgrenze hinaus arbeitet, ohne in Rente zu gehen, verzichtet auf Rentenzahlungen, erhält allerdings einen Zuschlag auf die spätere Rente. Lohnt sich das? Der Rentenanwalt und Rentenexperte Peter Knöppel zeigt ein konkretes Beispiel.
Ein Jahr weiter arbeiten bei 1.500 Euro Rente
Nehmen wir an, eine Arbeitnehmerin könnte eine Rente von 1.500 Euro beziehen, will aber ein Jahr lang weiterarbeiten. In dem Jahr in dem sie weiter arbeitet, bekommt sie noch keine Altersrente. Für diese zwölf Monate bekommt sie sechs Prozent zusätzlich zu ihrer späteren monatlichen Rente.
Statt 1.500 Euro Rente pro Monat bekäme sie 1.590 Euro im Monat, jeden Monat 90 Euro mehr, und das für den Rest ihres Lebens.
18.000 Euro Verlust
Sie hätte zugleich in dem Jahr vom 1.1.2025 bis zum 31.12.2025, in dem sie weiterarbeitete, aber bereits eine Altersrente hätte beziehen können, 18.000 Euro an Rente nicht bekommen. Wann gleicht sich dieser Verlust wieder durch die höhere Rente aus?
Mehr als 16 Jahre Rente, um den Verlust auszugleichen
Knöppel teilt die 18.000 (Euro Verlust) jetzt durch 90,00 (Euro höhere Rente). Das ergibt 200 Kalendermonate, die die Betroffene Altersrente beziehen müsste, um den Rentenverlust auszugleichen. Durch 12 geteilt müsste sie also 16, 67 Jahre Rente beziehen, um die in dem Arbeitsjahr verlorene Rente wieder auszugleichen.
Erst mit über 80 gibt es ein Plus
Das Regelalter für die gesetzliche Altersrente liegt 2025 bei 66 Jahren und zwei Monaten. Wenn die Betroffene ein Jahr weiterarbeitet, ohne Rente zu beziehen, wäre sie 67 Jahre, wenn sie in Rente geht.
Erst mit rund 83 Jahren hätte sie den Verlust durch den späteren Rentenbeginn wieder ausgeglichen, und erst in diesem hohen Alter könnte sie überhaupt von der höheren Rente profitieren.
Wirtschaftlich ohne Sinn
Es gibt also wenig Grund, als gesetzlich Versicherter über die Regelalterszeit hinaus zu arbeiten und die Altersrente mit einem Jahr Verspätung in Anspruch zu nehmen. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Frauen beträgt gegenwärtig 83,00 Jahre.
Die Betroffene hätte also, wenn sie nach dieser durchschnittlichen Lebenserwartung stirbt, gerade einmal den 16 Jahre zuvor gemachten Verlust ausgeglichen, und das ist eine schlechte Idee.
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Bei Männern ist der Verlust noch größer
Bei Männern in Deutschland liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 78,2 Jahren, also rund fünf Jahre niedriger als bei Frauen. Wäre Knöppels Beispiel ein Mann, der seine Rente erst ein Jahr nach der Regelaltersgrenze in Anspruch nimmt, dann wären statistisch bei seinem Tod gerade erst rund 12 von 16,67 Jahren vergangen, in denen er seinen Verlust ausgleichen könnte.
Bei seinem Tod bliebe dann ein Minus von 5.043 Euro.
Was ist die Alternative?
Wer in die Altersrente geht, darf inzwischen unbegrenzt hinzuverdienen. Dann müssen Sie zwar sowohl Ihren Verdienst aus der Erwerbsarbeit wie Ihre Rente versteuern, doch immerhin bekommen Sie diese Rente, im von Peter Knöppel geschilderten Fall, ein Jahr lang 1.500 Euro pro Monat, und das zusätzlich zu Ihrem Arbeitseinkommen.
Auch Arbeiten plus Rente erhöht die Rente
Außerdem bekommen Sie durch die Erwerbsarbeit plus Rente zwar keinen Extra-Rentenzuschlag wie bei der längeren Erwerbsarbeit ohne Rente, doch Sie zahlen weiterhin Beiträge in die Rentenversicherung, und auch diese erhöhen Ihre Altersrente, die Sie bereits beziehen.
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.