Erwerbsminderungsrente: Kein Mitspracherecht beim Rentenbeginn

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Die Deutsche Rentenversicherung legt den Beginn der Erwerbsminderungsrente (EM-Rente) meistens selbst fest. In Einzelfรคllen kรถnnen Sie jedoch mitentscheiden. Dabei lohnt es sich, genau hinzuschauen, denn das Startdatum beeinflusst Ihre monatlichen Zahlungen und mรถgliche Nachzahlungen erheblich. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten sollten.

Grundvoraussetzungen: Wer erhรคlt eine EM-Rente?

Eine Erwerbsminderungsrente bekommen Sie nur, wenn Sie aus gesundheitlichen Grรผnden maximal drei Stunden tรคglich arbeiten kรถnnenโ€”unabhรคngig von Ihrem erlernten Beruf. Wenn etwa ein Maurer nicht mehr auf der Baustelle, aber im Bรผro arbeiten kรถnnte, erhรคlt er keine EM-Rente. Entscheidend ist allein die allgemeine Arbeitsfรคhigkeit. Zudem muss diese Einschrรคnkung voraussichtlich lรคnger als sechs Monate bestehen.

Versicherungszeiten sind entscheidend

Neben der gesundheitlichen Einschrรคnkung gelten strenge versicherungsrechtliche Voraussetzungen. Konkret bedeutet dies:

  • Sie mรผssen mindestens fรผnf Jahre insgesamt in die Rentenkasse eingezahlt haben.
  • In den letzten fรผnf Jahren mรผssen mindestens drei Jahre Pflichtbeitrรคge geleistet worden sein.

Diese Regelung wird als โ€ž553Regelโ€œ bezeichnet. Selbst ein Schwerbehindertenausweis garantiert somit nicht automatisch eine EM-Rente.

Der Start der EM-Rente: Normalerweise entscheidet die Rentenversicherung

Normalerweise legt die Deutsche Rentenversicherung das Datum fest, ab dem die Erwerbsminderung anerkannt wird. Hรคufig ist dies der Tag Ihres Rentenantrags oder der Zeitpunkt eines frรผheren Reha-Antrags. Um diesen Tag genau zu bestimmen, wertet die Rentenversicherung medizinische Gutachten sowie Krankenhaus- und Rehaberichte aus.

Wann Sie den Rentenbeginn selbst festlegen kรถnnen

In seltenen Fรคllen fragt die Rentenversicherung aktiv bei Ihnen nach, welches Datum Sie bevorzugen. Hierbei kรถnnen Sie zwischen zwei Mรถglichkeiten wรคhlen:

  • Start ab dem Datum des Rentenantrags
  • Rรผckwirkender Beginn zum Zeitpunkt eines frรผheren Reha-Antrags

Jede dieser Varianten bietet unterschiedliche finanzielle Vorteile, aber auch Risiken. Deshalb empfiehlt es sich, beide Optionen sorgfรคltig zu prรผfen.

Frรผher Rentenbeginn: Vorsicht bei Nachzahlungen

Entscheiden Sie sich fรผr den frรผheren Rentenbeginn, erhalten Sie rรผckwirkend eine grรถรŸere Nachzahlung. Vorsicht jedoch: Haben Sie zwischenzeitlich Kranken- oder Arbeitslosengeld bezogen, verrechnet die Rentenversicherung diese Leistungen mit Ihrer Nachzahlung. Die erhoffte groรŸe Einmalzahlung kรถnnte damit stark schrumpfen oder komplett entfallen.

Praxisbeispiel: Wenn Sie zwischen Antragstellung und Bewilligung Arbeitslosengeld bezogen haben, reduziert dies Ihre Nachzahlung erheblich.

Spรคterer Rentenbeginn: Monatliche Rente steigt dauerhaft

Ein spรคterer Rentenbeginn erhรถht Ihre monatliche Zahlung durch lรคngere โ€žZurechnungszeitenโ€œ. Konkret bedeutet das: Je spรคter Ihre EM-Rente startet, desto hรถher ist Ihr Rentenanspruch pro Monat.

Sie sollten daher gemeinsam mit einem Experten oder direkt bei der Rentenversicherung berechnen lassen, wie groรŸ der Unterschied zwischen den beiden Optionen tatsรคchlich ist.

Die Altersrente im Blick behalten

Nรคhert sich bereits Ihre regulรคre Altersrente, spielt eine weitere Regelung eine wichtige Rolle: der sogenannte Bestandsschutz. Wechseln Sie innerhalb von zwei Jahren von der EM-Rente zur Altersrente, darf die Altersrente nicht niedriger ausfallen als Ihre zuletzt bezogene Erwerbsminderungsrente.

In solchen Fรคllen ist es oft vorteilhaft, den spรคteren Rentenbeginn zu wรคhlen. Denn obwohl eine Nachzahlung beim frรผheren Rentenstart auf den ersten Blick attraktiv erscheint, profitieren Sie langfristig stรคrker von einer hรถheren monatlichen Zahlung.

Wie Sie die optimale Entscheidung treffen

Da die Wahl des Rentenbeginns komplexe Auswirkungen auf Ihre Finanzen hat, sollten Sie folgende Schritte einhalten:

  1. Lassen Sie sich von der Deutschen Rentenversicherung konkrete Berechnungen fรผr beide Szenarien vorlegen.
  2. รœberlegen Sie, welche Sozialleistungen Sie bisher erhalten haben und ob diese Ihre mรถgliche Nachzahlung beeinflussen.
  3. Berรผcksichtigen Sie den Zeitpunkt Ihrer Altersrente, insbesondere wenn dieser weniger als zwei Jahre entfernt liegt.

Nur mit einer solchen individuellen Analyse kรถnnen Sie die fรผr Sie beste finanzielle Entscheidung treffen.