Das bedingungslose Grundeinkommen wird รผber viele Parteigrenzen hinweg kontrovers diskutiert. Die Corona-Krise zeigt, dass neue Konzepte unbedingt von Nรถten sind, da mittlerweile viele Menschen um ihre Existenz fรผrchten. Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) “Bedingungsloses Grundeinkommen” innerhalb der Linkspartei stellte nun ihr eigenes Konzept vor.
รber Konzept soll abgestimmt werden
Die Hartz IV Gesetze sind mit bรผrokratischen Hรผrden, Verwaltungsaufwรคnden, Drangsalierungen und Sanktionen gespickt. Gerade jetzt, wรคhrend des Lockdowns, bekommen viele Menschen, die zuvor nie etwas mit Hartz IV zutun hatten mit, wie schwerwiegend das Abrutschen in Hartz IV sein kann.
Wรคhrend der Konferenz mit dem Titel “Und weil der Mensch ein Mensch ist โฆ” stellte die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Linken ihr Konzept fรผr ein solidarisches Grundeinkommen vor. Ziel sei es, die Parteimitglieder demnรคchst hierรผber abstimmen zu lassen.
Die Teilnehmer/innen der Konferenz waren sich schon mal einig. Stefan Wolf, Sprecher der Arbeitsgruppe, bezeichnete den Entwurf als ein “emanzipatorisches Konzept”. “Dieses Modell grenzt sich deutlich von bรผrgerlichen Konzepten ab”, erklรคrte er auf der Veranstaltung am Freitag, die Online stattfand.
Kein Fixbetrag sondern nach individuellen Bedรผrfnissen
Doch wie soll ein solches Grundeinkommen aussehen? Anders als bei anderen Konzepten, sieht der Entwurf keinen einheitlichen Betrag vor, den alle Menschen gleichauf bekommen sollten. “Vielmehr passt sich das Modell an die individuellen Lebensumstรคnde der Bezieher/innen an”, erklรคrte der BAG-Sprecher.
Das Grundeinkommen soll sich dabei an die Hรถhe des durchschnitllichen Einkommens der Bevรถlkerung orientieren. So soll gewรคhrleistet sein, dass jeder Einwohner รผber ein existenz- und teilhabesicherndes Einkommen verfรผge. “Dies schlieรt ausdrรผcklich auch Geflรผchtete mit ein”, so Wolf.
Mehrbedarfe auch beim Grundeinkommen
Zusรคtzlich sollen Mehrbedarfe und Sonderbedarfe fรผr spezielle Lebenslagen berรผcksichtig wsein. Einen Mehrbedarf solle es z.B. bei Schwangerschaften, chronischen Krankheiten oder Behinderungen geben. Das Grundeinkommen solle auch Schutz vor Kinderarmut bieten. Profitieren wรผrden vor allem Arbeitnehmer/innen mit einem Einkommen bis 6500 Euro sowie Erwerbslose, aber auch Selbststรคndige mit einem (un-)regelmรครigen Einkommen.
Eine Bedรผrftigkeit solle nicht geprรผft werden. Denn das Konzept sรคhe vor, dass grundsรคtzlich alle Einwohner der Bundesrepublik einen Anspruch hรคtten, wenn der Erstwohnsitz in Deutschland lรคge.
Ohne Zwang und Gegenleistung
Einen Zwang zur Arbeit oder Gegenleistung wie bei Hartz IV soll es ebenfalls nicht geben. Das Grundeinkommen wรผrde immer in voller Hรถhe ausgezahlt.
Mindestens 1180 bis maximal 1800 Euro EUR soll jeder Bรผrger รผber 16 Jahre im Monat bekommen. Zusรคtzlich dรผrfe hinzuverdient werden. Die Einnahmen aus den Zuverdiensten sollen dann jedoch steuer-, abgabe- und sozialversicherungspflichtig sein.
Ein paar Sozialleistungen und Abgaben blieben bestehen
Die Pflege- und Krankenversicherung blieben bestehen. Beitragsbemessungsgrenzen und private Krankenversicherungen wรผrden nicht mehr existieren. Hartz IV oder Grundsicherung gรคbe es dann nicht mehr. Im Zuge dessen soll auch das Ehegattensplitting abgeschaft werden, das steuerliche Vorteile fรผr Ehepaare beinhaltet. Einzig das Wohngeld bliebe erhalten, damit auf unterschiedliche Mietpreise reagiert werden kรถnne. Bildung solle fรผr alle Menschen in allen Bereichen kostenfrei sein.
Schrittweise Einfรผhrung
Das Konzept sieht laut BAG vor, ein Grundeinkommen schrittweise einzufรผhren. Zunรคchst solle mit einem Grundeinkommen fรผr Kinder und Jugendliche in Hรถhe von 590 EUR begonnen werden.
Vielfach wird das Grundeinkommen abgelehnt, da eine Finanzierung der Ausgaben nicht mรถglich sei. Laut BAG sei dies aber keine Problem. Man wolle mit einer neuen Abgabe der steuerpflichtigen Primรคreinkommen gegensteuern. Zudem gรคbe es mehr Kaufkraft, da nunmehr mehr Menschen mehr Geld zur Verfรผgung hรคtten. Die daraus entstehenden Mehrwertsteuereinnahmen wรผrden Geld in die Kassen des Staates spรผlen.