Hartz IV-Sanktionen erschweren Berufseinstieg

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Sanktionen gegen Betroffene gehรถren von Anfang an zum System Hartz IV. Durch den Aspekt des โ€žFordernsโ€œ sollen Betroffene dazu โ€žmotiviertโ€œ werden, sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das Institut fรผr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt nun in einer Studie, dass Sanktionen gerade den gegenteiligen Effekt haben und den Berufseinstieg langfristig erschweren.

Trocken Brot und Peitsche โ€“ der Kern des Hartz IV-Systems

Wer auf Hartz IV angewiesen ist und gegen die von den Jobcentern auferlegten Pflichten verstรถรŸt, wird sanktioniert. Wer also beispielsweise eine Meldefrist verpasst, nicht ausreichend Bewerbungen verschickt oder nicht berรผcksichtigte Einkรผnfte bezieht, dessen Leistungen werden um bis zu 30 Prozent gekรผrzt. Bis zum Bundesverfassungsgerichtsurteil von 2019 sogar um bis zu 60 Prozent. In jedem Fall aber leben die Betroffenen dann unterhalb des gesetzlichen Existenzminimums.

Im Gegenzug sollen die Jobcenter die Betroffenen durch MaรŸnahmen und Weiterbildungen fรถrdern und so einen qualifizierten und langfristigen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt ermรถglichen. Dass lediglich zwei Prozent der Betroffenen รผberhaupt Weiterbildungen erhalten, steht dem als Befund allerdings entgegen.

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Druck durch Sanktionen โ€“ schneller Arbeitseinstieg fรผr schlechtere Arbeit und weniger Geld

Die IAB-Studie kommt fรผr den Zeitraum 2017-2020 zu dem Befund, dass Hartz IV-Sanktionen tatsรคchlich einer schnelleren Aufnahme einer Beschรคftigung durch Betroffene fรผhren. Mรคnnliche Sanktionierte haben um 15 Prozent und weibliche Sanktionierte um 20 Prozent eher eine Beschรคftigung angenommen, als nicht von Sanktionen betroffene Personen in Hartz IV. รœbrigens erfolgen nur etwa 10 Prozent der Arbeitsplatzvermittlung รผber die Jobcenter. Statistisch liegt die Wahrscheinlichkeit fรผr Sanktionierte langfristig deutlich geringer, eine Tรคtigkeit

Die Qualitรคt der aufgenommenen Arbeit, die Anstellungsdauer und die Bezahlung fallen jedoch entsprechend geringer aus. Insbesondere Frauen sind hiervon betroffen. Sanktionierte Mรคnner sind einer 30 Prozent hรถheren Wahrscheinlichkeit ausgesetzt, drei Monate nach dem Berufseinstieg weniger als 1.370 Euro monatlich zu verdienen. Sanktionierte Frauen gar 67 Prozent. Unabhรคngig von Teil- oder Vollzeitanstellungen verfestigt sich dieser Befund รผber die Jahre.

Damit bestรคtigt sich, was Sozialverbรคnde und Parteien schon lange kritisieren: Wer von Sanktionen betroffen ist oder war, hat langfristig deutlich schlechtere berufliche Aussichten und damit geringere Chancen auf den finanziellen Aufstieg. Das System Hartz IV gehรถrt endlich abgeschafft!

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