Menschen mit einem Grad der Behinderung ab 50 gelten als schwerbehindert und haben rechtliche Sonderstellungen. Bestimmte dieser Nachteilsausgleiche gelten allerdings bereits bei einem Grad der Behinderung unter 50, und deshalb ist es richtig, einen Antrag zu stellen.
Inhaltsverzeichnis
Gleichstellung bietet viele Vorteile
Mit einem Grad der Behinderung von 30 oder 40 kann ein Antrag auf Gleichstellung mit Schwerbehinderung gestellt werden. Voraussetzung ist, einen Wohnsitz in Deutschland zu haben. (Paragraf 2 Abs. 3 SGB IX).
Ist diese Gleichstellung erfolgt, haben die Betroffenen ebenso wie mit einem Grad der Behinderung von 50 einen besonderen Kรผndigungsschutz und das Recht auf begleitende Hilfe im Arbeitsleben.
Eine solche Gleichstellung wird nicht generell erteilt, sondern muss durch medizinische Befunde nachgewiesen werden.
Pauschbetrag steigt mit dem GdB
Der Pauschbetrag, der den Mehraufwand ausgleichen soll, den Menschen mit Behinderungen aufgrund ihrer Behinderung haben, wird von der Steuer abgesetzt und gilt bereits bei einem Grad der Behinderung von 20. Auf dieser niedrigsten Stufe betrรคgt er 384 EUR, bei einem Grad von 30 erhรถht er sich, und bei einem Grad von 40 steigt er noch einmal.
Der Grad der Behinderung
Ein Grad der Behinderung wird in Zehnerschritten von 10 bis 100 bestimmt. Ab einem Grad von 20 treten bestimmte Nachteilsausgleiche in Kraft.
Zum Beispiel entsprechen leichte Gelenkschmerzen bei einer Arthrose einem Grad der Behinderung von 10 bis 20. Schwere Fettleibigkeit kann Einschrรคnkungen eines Grades von 30 oder 40 bedeuten, und eine mittlere Migrรคne bedingt einen Grad der Behinderung von 20 bis 30.
Ab einem Grad von 50 wird eine Schwerbehinderung anerkannt. Damit verbunden sind der Schwerbehindertenausweis und viele rechtliche Besserstellungen. Zu diesen zรคhlen Vergรผnstigungen bei der Steuer, bei der Arbeit und bei der Rente.
Einschrรคnkung muss medizinisch geprรผft werden
Um diesen Grad der Behinderung zu ermitteln, werden medizinische Gutachten eingeholt, dazu gehรถren Befundberichte der behandelnden รrzte und Atteste. Das Versorgungsamt bestimmt auf dieser Grundlage den Grad der Behinderung.
Bei mehreren Einschrรคnkungen wird beurteilt, wie sich diese insgesamt auswirken. Dabei geht es um die Wechselbeziehung, und es werden nicht einfach nur Einzelgrade addiert.
Fรผr Betroffene ist es von Vorteil, wenn die behandelnden Mediziner, die die Erkrankung verfolgt haben, sich mit Behindertenrecht auskennen. Denn entscheidend ist nicht in erster Linie die Diagnose, sondern es geht um die Einschรคtzung, wie stark diese Erkrankung die Betroffenen in ihrem tรคglichen Leben einschrรคnkt.
Einzelgrade kรถnnen sich verstรคrken oder nebeneinander stehen
Kurz gesagt: Bestimmte Einschrรคnkungen stehen nebeneinander, andere verstรคrken einander, wie eine Schwerhรถrigkeit und eine stark eingeschrรคnkte Sehfรคhigkeit.
Keine Nachteilsausgleiche bei GdB 10
Nachteilsausgleiche kommen erst bei einem Grad der Behinderung von 20 infrage. Ein Grad der Behinderung von zehn bedeutet zwar, eine leichte Einschrรคnkung der Gesundheit zu haben. Diese ist aber unwichtig fรผr die Bestimmung des gesamten Grades der Behinderung und hat auch keine rechtlichen Auswirkungen.
Auch mehrere Einzelgrade der Behinderung von zehn fรผhren nicht zu einem hรถheren Grad der Gesamtbehinderung, sie werden รผberhaupt nicht berรผcksichtigt.
GdB beantragen lohnt sich
Als Fazit bleibt: Wenn du gesundheitliche Einschrรคnkungen hast, zum Beispiel an einer Arthrose, starken Allergien oder einer Migrรคne leidest, lohnt es sich immer, einen Grad der Behinderung feststellen zu lassen.
- รber den Autor
- Letzte Beitrรคge des Autors
Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universitรคt Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen fรผr ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.