Schwerbehinderung: Die neue elektronische Patientenakte ist nicht barrierefrei

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Ende April 2025 gilt bundesweit die elektronische Patientenakte (ePa), wenn man dem nicht ausdrรผcklich widersprochen hat. Sozialverbรคnde begrรผรŸten diese Neuerung, da die elektronische Patientenakte Menschen mit Behinderung das Leben hรคtte erleichtern kรถnnen. Doch jetzt schlรคgt der Sozialverband VdK Alarm, denn die ePa ist vielfach nicht barrierefrei.

Menschen mit Behinderung werden benachteiligt

Die VdK-Prรคsidentin Verena Bentele erlรคutert: โ€žAktuell sieht es so aus, dass Menschen mit einer Behinderung vielfach von der Nutzung der ePA ausgeschlossen werden, weil der Zugang zur ePA nicht barrierefrei ist.โ€œ Sie erkennt โ€žeine nicht hinnehmbare Benachteiligung.โ€œ

Keine Verpflichtung zur Barrierefreiheit

Bentele fรผhrt aus: โ€žAus unserer Sicht war es ein groรŸer Fehler, die Krankenversicherungen nicht von Anfang an zur Barrierefreiheit bei der elektronischen Patientenakte gesetzlich zu verpflichten.โ€œ Jetzt mรผsse eine schnelle Lรถsung des Problems gefunden werden.

Vom Modell zur Praxis

Die ePA wird bereits in mehreren Modellregionen eingesetzt und damit zugleich auf Ihre Praxistauglichkeit geprรผft. Ab dem 29. April erhalten Arztpraxen, Kliniken und Apotheken die Nutzungs-Software, und spรคtestens im Oktober soll die ePA dann flรคchendeckend in ganz Deutschland im Alltag funktionieren. Mit der ePA kรถnnen Patienten ihre Akte รผber eine App der entsprechenden Krankenkasse verwalten.

Grundsรคtzlich viele Vorteile fรผr Menschen mit Behinderung

Bentele kritisiert nicht die elektronische Akte an sich, sondern die fehlende Umsetzung der Barrierefreiheit. Die ePA sieht sie generell positiv. So fรผhrt sie an, dass alle wichtigen Gesundheitsdaten an einem Ort gespeichert seien. Damit lieรŸen sich diese Daten beim Arztbesuch sofort abrufen.

Dies hรคtte โ€žinsbesondere Menschen mit Behinderungen, die vielfach von mehreren beziehungsweise schweren Erkrankungen betroffen sind, zugutekommen kรถnnen.โ€œ

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Teilhabe ist keine nette Geste

Bentele kritisiert auch, dass Barrierefreiheit offensichtlich nach wie vor als eine Art nette Geste angesehen wรผrde und nicht als ein Grundrecht. Sie sagt: โ€žTeilhabe ist kein Geschenk an eine Minderheit, sondern eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und der Fairness und muss im Gesundheitssystem zwingend gegeben sein.โ€œ

Ist der Datenschutz gewรคhrleistet?

Bentele ist auรŸerdem skeptisch, was den Datenschutz betrifft. Denn von diesem hรคnge es ab, ob die Betroffenen die elektronische Patientenakte akzeptierten. Zwar wรผrde der bisherige Gesundheitsminister Lauterbach betonen, dass Sicherheitslรผcken geschlossen wurden.

Dennoch, so Bentele, โ€žverspรผren viele Menschen einen Rest von Unsicherheit.โ€œ

Wozu dient die elektronische Patientenakte?

Die elektronische Patientenakte soll Informationen zu Gesundheit und Krankheitsgeschichte des jeweiligen Patienten zentral erfassen. Dadurch soll eine bessere medizinische Versorgung und Behandlung ermรถglicht werden.

Auf einen Blick lassen sich zum Beispiel Wechselwirkungen von bereits eingenommenen Medikamenten mit anderen Medikamenten erkennen. Auch Mehrfachbehandlungen mit demselben Wirkstoff lassen sich vermeiden.

Der VdK schrieb im September 2024: โ€žDie Vorteile sind vielfรคltig: So kรถnnen beispielsweise ร„rztinnen und ร„rzte eines Krankenhauses nach Einlieferung einer Patientin oder eines Patienten รผber die ePA schnell Informationen รผber Blutgruppe und Medikamenteneinnahme erhalten.โ€œ