In der Diskussion um barrierefreies Parken steht meist der blaue Parkausweis im Mittelpunkt. Doch viele Betroffene wissen nicht: Auch mit einem gelben Parkausweis erhalten Menschen mit eingeschrรคnkter Gehfรคhigkeit spรผrbare Erleichterungen im Alltag.
Vor allem in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz ist er ein wertvolles Instrument โ vorausgesetzt, man kennt ihn รผberhaupt.
Der gelbe Parkausweis erlaubt zwar kein Parken auf offiziellen Behindertenparkplรคtzen, bietet aber รคhnlich wie der orangefarbene Ausweis praktische Sonderrechte im รถffentlichen Verkehrsraum. Fรผr Betroffene kann das im Alltag einen entscheidenden Unterschied machen โ besonders, wenn man keine 100 Meter mehr ohne Unterstรผtzung gehen kann.
Wofรผr ist der gelbe Parkausweis gedacht โ und wo gilt er รผberhaupt?
Anders als seine farblichen Verwandten ist der gelbe Parkausweis kein bundesweites Angebot. Er wird ausschlieรlich in drei Bundeslรคndern anerkannt โ ein Resultat fehlender bundesweiter Einigung:
- Schleswig-Holstein
- Mecklenburg-Vorpommern
- Rheinland-Pfalz
Die Idee dahinter: Menschen, die in ihrer Bewegungsfรคhigkeit stark eingeschrรคnkt sind, sollen auch dann Parkerleichterungen erhalten, wenn sie die strengen Voraussetzungen fรผr den blauen oder orangefarbenen Ausweis nicht erfรผllen.
Ein klarer Vorteil dieses Ausweises ist seine Anwendbarkeit auch bei temporรคren Einschrรคnkungen. Wer sich beispielsweise nach einer Operation nicht weit fortbewegen kann, erhรคlt unter bestimmten Umstรคnden ebenfalls einen zeitlich begrenzten gelben Ausweis โ selbst ohne formellen Schwerbehindertenausweis.
Voraussetzungen: Wer hat Anspruch auf den gelben Ausweis?
Um den gelben Parkausweis beantragen und nutzen zu kรถnnen, mรผssen Betroffene nicht zwangslรคufig als schwerbehindert im klassischen Sinne gelten. Die Voraussetzungen sind klar definiert, jedoch weniger streng als bei anderen Sonderregelungen.
So ist ein Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 70 erforderlich, ergรคnzt durch das Merkzeichen G, das eine erhebliche Gehbehinderung kennzeichnet. Zusรคtzlich muss ein รคrztliches Attest vorliegen, aus dem hervorgeht, dass die betroffene Person ohne Unterstรผtzung nicht mehr als 100 Meter am Stรผck zurรผcklegen kann. Erst die Kombination aus medizinischer Bescheinigung, festgestelltem GdB und dem entsprechenden Merkzeichen schafft die Grundlage fรผr die Ausstellung des gelben Parkausweises.
Wichtig ist dabei: Der Antrag wird nicht beim Versorgungsamt gestellt, sondern bei der zustรคndigen Straรenverkehrsbehรถrde vor Ort.
Welche Vorteile bringt der gelbe Ausweis konkret im Alltag?
Auch wenn der gelbe Parkausweis keinen Zugang zu offiziell ausgewiesenen Behindertenparkplรคtzen bietet, verschafft er Betroffenen dennoch spรผrbare Erleichterungen im Alltag. So ist es in vielen Stรคdten und Gemeinden erlaubt, mit dem Ausweis auf gebรผhrenpflichtigen Parkplรคtzen unbegrenzt zu parken โ ganz ohne Parkschein oder zeitliche Einschrรคnkungen.
Fรผr Menschen, die hรคufig zu Arztterminen oder Behรถrdengรคngen mรผssen, bedeutet das nicht nur eine finanzielle Entlastung, sondern auch eine wertvolle Ersparnis an Kraft und Aufwand. Ebenso gestattet der Ausweis das Parken in eingeschrรคnkten Halteverbotszonen sowie auf Anwohnerparkplรคtzen โ Letztere dรผrfen allerdings nur fรผr maximal drei Stunden genutzt werden, und auch nur dann, wenn eine Parkscheibe gut sichtbar ausgelegt wird.
Zu beachten ist dabei, dass diese Regelungen auf kommunaler Ebene getroffen werden. Das heiรt: Die konkreten Bedingungen und Umsetzungen kรถnnen je nach Stadt oder Gemeinde leicht variieren. Wer ganz sichergehen mรถchte, sollte sich direkt bei der eigenen Kommune informieren.
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Orangefarbener Parkausweis: Die bundesweite Entsprechung
Wรคhrend der gelbe Parkausweis auf drei Bundeslรคnder beschrรคnkt ist, gibt es mit dem orangefarbenen Pendant eine bundesweit gรผltige Variante fรผr Menschen mit vergleichbaren Einschrรคnkungen.
Die Voraussetzungen sind hier jedoch etwas strenger. Notwendig ist ein GdB von mindestens 80 sowie die Kombination der Merkzeichen G und B. Die Einschrรคnkungen mรผssen sich auf den Bewegungsapparat beziehen โ Erkrankungen wie Morbus Crohn oder der Bedarf an einem kรผnstlichen Darmausgang kรถnnen unter Umstรคnden ebenfalls berรผcksichtigt werden, sofern der GdB hoch genug ist.
Auch dieser Ausweis erlaubt kein Parken auf Behindertenparkplรคtzen, gewรคhrt aber dieselben Rechte wie der gelbe: Gebรผhrenbefreiung, Parken in Halteverboten und zeitlich begrenztes Parken in Anwohnerzonen.
Blauer Parkausweis: Zugang zu offiziellen Behindertenparkplรคtzen
Der bekannteste unter den Sonderausweisen ist der blaue Parkausweis. Er erlaubt das Parken auf explizit gekennzeichneten Behindertenparkplรคtzen โ eine Mรถglichkeit, die Betroffene in Innenstรคdten, bei Kliniken oder Behรถrden dringend benรถtigen.
Allerdings sind die Zugangshรผrden hรถher. Wer diesen Ausweis beantragen mรถchte, benรถtigt nicht nur einen Schwerbehindertenausweis, sondern auch ein spezifisches Merkzeichen โ AG (auรergewรถhnliche Gehbehinderung), BL (blind) oder TBL (taubblind). Der GdB muss mindestens 80 betragen, und es muss nachgewiesen sein, dass lรคngeres Gehen nur unter grรถรter Anstrengung oder gar nicht mรถglich ist.
Der gelbe Parkausweis ist ein unterschรคtztes Mobilitรคtsinstrument
Gerade weil er nur in drei Bundeslรคndern gilt, bleibt der gelbe Parkausweis oft unbeachtet. Dabei ist er besonders fรผr Menschen mit temporรคren oder weniger schwerwiegenden Einschrรคnkungen ein praktischer Alltagshelfer. Wer Schwierigkeiten beim Gehen hat, aber keine Rollstuhlnutzung nachweisen kann, findet hier eine Mรถglichkeit, sich zumindest beim Parken etwas zu entlasten.
Tipp fรผr Betroffene: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt รผber die Mรถglichkeit eines Attests. Oft reicht eine kurze Bestรคtigung รผber die Gehstrecke, um in den Genuss der Vorteile zu kommen โ vor allem, wenn der Alltag zunehmend von Mobilitรคtseinschrรคnkungen geprรคgt ist.