Schwerbehinderung: Mehr Schutz im Job – Diese Rechte haben schwerbehinderte Arbeitnehmer

Lesedauer 2 Minuten

Menschen mit Schwerbehinderung genieรŸen im Arbeitsleben besondere Rechte: von einem erweiterten Kรผndigungsschutz bis zu zusรคtzlichem Urlaub. Auch Arbeitnehmer mit einem mittleren Grad der Behinderung kรถnnen รคhnliche Vorteile erhalten. Unternehmen haben gesetzliche Pflichten zur Fรถrderung der Inklusion โ€“ VerstรถรŸe kรถnnen teuer werden.

Wer gilt als schwerbehindert?

In Deutschland spricht man von einer Schwerbehinderung, wenn der Grad der Behinderung (GdB) mindestens 50 betrรคgt. Personen mit einem GdB von 30 oder 40 sind zwar formal nicht schwerbehindert, kรถnnen jedoch bei der Agentur fรผr Arbeit eine sogenannte Gleichstellung beantragen. Nach erfolgreicher Gleichstellung werden sie schwerbehinderten Beschรคftigten rechtlich gleichgestellt โ€“ mit einigen Einschrรคnkungen.

Wichtig fรผr Arbeitnehmer:

  • Gleichgestellte profitieren vom Kรผndigungsschutz, erhalten jedoch weder Zusatzurlaub noch einen frรผheren Rentenanspruch.
  • Der Antrag auf Gleichstellung kann die berufliche Sicherheit erhรถhen, etwa bei gesundheitsbedingten Einschrรคnkungen.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Im Jahr 2021 waren rund 1,1 Millionen Arbeitnehmer mit anerkannter Schwerbehinderung sozialversicherungspflichtig beschรคftigt (Quelle: Statistisches Bundesamt). Diese Zahl zeigt, dass Inklusion in der Arbeitswelt bereits Realitรคt ist โ€“ jedoch mit weiterhin bestehendem Verbesserungsbedarf.

Pflichten der Arbeitgeber

Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplรคtzen sind verpflichtet, fรผnf Prozent ihrer Stellen mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Wird diese Quote nicht erreicht, fรคllt eine Ausgleichsabgabe an, die je nach Erfรผllungsgrad gestaffelt ist.

Beispiele fรผr die Hรถhe der Abgabe (2024):

  • Keine Einstellung: bis zu 360 Euro pro Monat und unbesetztem Pflichtplatz
  • Teilweise Erfรผllung: gestaffelte Reduzierung der Abgabe

Fรผr Arbeitnehmer bedeutet das: Bewerbungen von schwerbehinderten Personen kรถnnen nicht ohne Weiteres abgelehnt werden. Arbeitgeber mรผssen jede Bewerbung sorgfรคltig prรผfen und die Schwerbehindertenvertretung einbinden, sofern vorhanden.

Lesen Sie auch:

Besondere Rechte fรผr schwerbehinderte Beschรคftigte

Menschen mit Schwerbehinderung genieรŸen mehrere gesetzlich verankerte Vorteile am Arbeitsplatz:

  1. Erhรถhter Kรผndigungsschutz
    Eine Kรผndigung ist nur zulรคssig, wenn das Integrationsamt vorher zugestimmt hat. Ohne diese Genehmigung bleibt eine Kรผndigung unwirksam. Dieser Schutz soll verhindern, dass gesundheitlich beeintrรคchtigte Menschen Benachteiligung erfahren.
  2. Zusatzurlaub
    Arbeitnehmer mit Schwerbehinderung erhalten bei einer Fรผnf-Tage-Woche fรผnf zusรคtzliche Urlaubstage pro Jahr. Dieser Anspruch besteht unabhรคngig von der Betriebszugehรถrigkeit oder dem Alter.
  3. Vorzeitiger Renteneintritt
    Schwerbehinderte kรถnnen zwei Jahre frรผher abschlagsfrei in Rente gehen, sofern sie die Voraussetzungen erfรผllen. Dazu zรคhlen unter anderem eine Mindestversicherungszeit und das Erreichen einer bestimmten Altersgrenze.

Hinweis: Gleichgestellte Personen (GdB 30โ€“40) erhalten diesen Zusatzurlaub und das Rentenprivileg nicht.

Die Rolle der Schwerbehindertenvertretung

In Betrieben oder Dienststellen mit mindestens fรผnf schwerbehinderten Beschรคftigten wird eine Schwerbehindertenvertretung gewรคhlt. Diese Vertrauenspersonen vertreten die Interessen der Betroffenen gegenรผber dem Arbeitgeber und unterstรผtzen sowohl Beschรคftigte als auch Unternehmen bei allen Fragen rund um die Inklusion.

Kernaufgaben der Schwerbehindertenvertretung:

  • Beratung und Unterstรผtzung von schwerbehinderten Arbeitnehmern
  • Mitwirkung bei Einstellungen, Versetzungen und Kรผndigungen
  • Fรถrderung barrierefreier Arbeitsbedingungen

Anders als ein Betriebsrat besitzt die Schwerbehindertenvertretung kein einklagbares Mitbestimmungsrecht. Arbeitgeber sind jedoch verpflichtet, sie frรผhzeitig zu informieren und anzuhรถren, wenn Entscheidungen schwerbehinderte Mitarbeiter betreffen.

Die Vertrauensperson selbst muss keine Schwerbehinderung haben, kann aber aus jeder Beschรคftigtengruppe gewรคhlt werden. Eine persรถnliche Betroffenheit ist keine gesetzliche Voraussetzung.

Chancen aktiv nutzen

Schwerbehinderte und gleichgestellte Arbeitnehmer haben einen Rechtsanspruch auf fairen Umgang im Betrieb. Wer seine Rechte kennt, kann sich besser gegen Benachteiligungen schรผtzen und vorhandene Vorteile โ€“ wie Kรผndigungsschutz oder Zusatzurlaub โ€“ gezielt fรผr sich nutzen. Unternehmen profitieren wiederum von vielfรคltigen Teams und vermeiden Kosten durch Ausgleichsabgaben, wenn sie die gesetzlichen Vorgaben erfรผllen.

Tipp fรผr Beschรคftigte: Lassen Sie sich bei Unsicherheiten frรผhzeitig beraten โ€“ etwa durch die Schwerbehindertenvertretung oder externe Fachstellen. So sichern Sie Ihre Rechte und erhรถhen Ihre beruflichen Perspektiven.