Schwerbehinderung: Vorsicht vor Arbeitslosigkeit bei der Reha-Falle

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Sie wollten nur eine Reha durchfรผhren, und auf einmal sind Sie erwerbslos und Rentner? Das kann passieren, wenn Sie auf ein scheinbar unverfรคngliches Schreiben der Krankenkasse eingehen.

Worin diese Falle besteht, und wie Sie sich schรผtzen kรถnnen, das zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag

Aufforderung zur medizinischen Rehabilitation

Sind Sie seit lรคngerer Zeit erkrankt, und ist unklar, ob Sie auf Ihren bisherigen Arbeitsplatz zurรผckkehren? Wenn Ihre Erwerbsfรคhigkeit nach รคrztlichem Gutachten gefรคhrdet oder gemindert ist, dann kann die Krankenkasse Sie auffordern, innerhalb von zehn Wochen einen Antrag auf medizinische Rehabilitation zu stellen.

Das ist rechtlich im Paragrafen 51 des Sozialgesetzbuches V geregelt: “Versicherten, deren Erwerbsfรคhigkeit nach รคrztlichem Gutachten erheblich gefรคhrdet oder gemindert ist, kann die Krankenkasse eine Frist von zehn Wochen setzen, innerhalb der sie einen Antrag auf Leistungen zur medizinischen Rehabilitation und zur Teilhabe am Arbeitsleben zu stellen haben.”

Wo liegt die Gefahr?

Das sieht unproblematisch aus. Vielleicht freuen Sie sich sogar. Wenn es Ihnen schlecht geht, dann ist eine Reha doch eine gute Idee, um wieder auf die Beine zu kommen? Das denken Sie sich vielleicht. Das Problem entsteht, wenn die Reha entweder nicht zum Erfolg fรผhrt, oder wenn die Rentenversicherung eine Reha grundsรคtzlich nicht als sinnvoll ansieht. Dann kann nรคmlich der Reha-Antrag als Rentenantrag umgedeutet werden.

Statt Reha zur Erwerbsminderungsrente

Der Paragraf 116 des Sozialgesetzbuches VI definiert diese Umdeutung. Damit gilt mit dem Zeitpunkt des Reha-Antrags in einem solchen Fall der Rentenantrag. Sie werden dann zum Rentner, ohne dies zu wollen.

Dort steht wรถrtlich: โ€žDer Antrag auf Leistungen zu medizinischen Rehabilitation oder zur Teilhabe am Arbeitsleben gilt als Antrag auf Rente, wenn Versicherte vermindert erwerbsfรคhig sind und ein Erfolg von Leistungen zu medizinischen Rehabilitation oder zur Teilhabe am Arbeitsleben nicht zu erwarten ist oder Leistungen zur medizinischen Rehabilitation oder zur Teilhabe am Arbeitsleben nicht erfolgreich gewesen sind, weil sie die verminderte Erwerbsfรคhigkeit nicht verhindert haben.โ€œ

Folgen fรผr den Arbeitsplatz

Wenn Sie aber als (Erwerbsminderungs-) Rentner gelten, dann kann sich das elementar auf Ihr Arbeitsverhรคltnis auswirken. Wie schlimm die Folgen sind, hรคngt von Ihrem Arbeitsvertrag ab. Viele Tarifvertrรคge legen nรคmlich fest, dass das Arbeitsverhรคltnis in dem Monat endet, in dem der Rentenbescheid bei einem Arbeitnehmer eingeht.

Statt also durch eine Reha in Ihrem Job wieder FuรŸ zu fassen, werden Sie arbeitslos.

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Was kรถnnen Sie tun?

Wenn Sie den Aufforderungsbescheid der Krankenkasse erhalten, dann legen Sie Widerspruch ein. Das kรถnnen Sie schriftlich tun oder mรผndlich und persรถnlich bei der Krankenkasse (der Sachbearbeiter muss es dann niederschreiben).

Dafรผr haben Sie vier Wochen Zeit, und diese Frist mรผssen Sie einhalten, denn sonst wird der Bescheid der Krankenkasse bestandskrรคftig. Den Widerspruch sollten Sie gut begrรผnden und auch darauf hinweisen, dass Sie nicht wegen einer erfolglosen Reha den Arbeitsplatz endgรผltig verlieren wollen.

Wenn die Krankenkasse den Widerspruch ablehnt, dann ist der nรคchste Schritt eine Klage vor dem Sozialgericht. Achtung: Im Unterschied zu vielen anderen Verfahren haben weder Widerspruch noch Klage in diesem Fall eine aufschiebende Wirkung. Die von der Krankenkasse gesetzte Frist von zehn Wochen lรคuft also weiter, und deshalb kann Sie beim Sozialgericht nur ein Eilverfahren schรผtzen.

Suchen Sie sich rechtlichen Beistand

Sie kรถnnen zwar sowohl den Widerspruch wie die Klage vor dem Sozialgericht ohne Anwalt einreichen. Das sollten Sie aber bei diesem Thema vermeiden. Krankenkassen sind bei den Aufforderungen zu Reha-Antrรคgen bei Erwerbsminderung streng und zudem juristisch erfahren.

Sie sollten diese Angelegenheit deshalb von Anfang an in die Hรคnde von Profis legen, die die juristischen Feinheiten ebenso oder besser kennen. Der Anwalt wird dann eine fundierte Argumentation vorbereiten, bei der es um das Abwรคgen verschiedener Rechtsgรผter geht.

Der Rechtsanwalt und Rentenexperte Peter Knรถppel rรคt: “(Es) kann es fรผr den Versicherten zu wirtschaftlich unertrรคglichen Ergebnissen fรผhren, weil zum Beispiel er eine EM-Rente erhรคlt, die er wegen den befรผrchteten Abschlรคgen gar nicht haben mรถchte. Daher ist es in den meisten Fรคllen empfehlenswert, gegen die Einschrรคnkungsbescheide der Krankenkasse oder des Arbeitsamtes mit dem Widerspruch vorzugehen. Bevor Sie also eine Reha-Antrag stellen, sollten Sie sich umfassend und ausfรผhrlich รผber die Folgen beraten lassen.”