Die gesetzliche Rente in Deutschland steht hรคufig in der Kritik: zu niedrig, zu ungerecht, zu teuer. Doch wie viele Menschen profitieren tatsรคchlich von einer vergleichsweise hohen Rente von mindestens 3.000 Euro brutto pro Monat? Dieser Beitrag beleuchtet auf Grundlage offizieller Daten der Deutschen Rentenversicherung die Verteilung solcher Rentenbetrรคge und ordnet die Zahlen ein.
Wer erhรคlt eine Rente von 3.000 Euro und mehr?
Ein Blick auf die Daten der Deutschen Rentenversicherung zeigt, dass die Zahl der Personen, die eine Rente von mindestens 3.000 Euro beziehen, vergleichsweise gering ist. Im Jahr 2023 haben nur 752 Mรคnner und 126 Frauen erstmals eine Altersrente von รผber 3.000 Euro brutto erhalten. Das macht insgesamt 878 Neurentnerinnen und Neurentner, die in diese Kategorie fallen.
Diese Rentenbetrรคge werden allerdings vor Abzug von Beitrรคgen zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie mรถglichen Steuern angegeben. Der tatsรคchliche Nettobetrag, der auf dem Konto der Rentnerinnen und Rentner ankommt, ist daher entsprechend geringer.
Wie hoch ist die Gesamtsumme der Rentner mit einer Rente รผber 3.000 Euro?
Neben den Neurentnern lohnt sich auch ein Blick auf die Gesamtheit der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland. Laut Statistikportal der Deutschen Rentenversicherung beziehen insgesamt 18.177 Personen eine Bruttorente von mindestens 3.000 Euro. Diese Gruppe umfasst also nicht nur die Neurentner, sondern auch Menschen, die schon seit vielen Jahren eine vergleichsweise hohe Rente erhalten.
Warum sind es so wenige?
Die vergleichsweise geringe Zahl der Renten รผber 3.000 Euro liegt in der Struktur des deutschen Rentensystems begrรผndet:
- Einfluss von Beitragszahlungen:
Die Hรถhe der Rente basiert auf den รผber die Erwerbsjahre eingezahlten Beitrรคgen zur gesetzlichen Rentenversicherung. Hohe Renten erfordern jahrzehntelange, kontinuierlich hohe Einkommen, die รผber der Beitragsbemessungsgrenze liegen. Solche Einkommensbiografien sind in Deutschland eher selten. - Geschlechtsspezifische Unterschiede:
Besonders auffรคllig ist der groรe Unterschied zwischen Mรคnnern und Frauen. Wรคhrend 752 Mรคnner erstmals eine Rente von รผber 3.000 Euro erhielten, waren es bei den Frauen nur 126. Diese Diskrepanz ist auf unterschiedliche Erwerbsbiografien, Gehรคlter und die hรคufigeren Erwerbsunterbrechungen bei Frauen, etwa durch Kindererziehung, zurรผckzufรผhren. - Deckelung durch die Beitragsbemessungsgrenze:
Selbst hohe Einkommen zahlen nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze in die Rentenversicherung ein. Das begrenzt die maximal erreichbare Rente.
Was bleibt nach Abzรผgen รผbrig?
Die Bruttorente ist nicht der Betrag, der Rentnerinnen und Rentnern zur freien Verfรผgung steht. Von den 3.000 Euro Bruttorente gehen in der Regel folgende Abzรผge ab:
- Beitrรคge zur Krankenversicherung (ca. 7,3 % zzgl. Zusatzbeitrag),
- Beitrรคge zur Pflegeversicherung (aktuell 3,05 %, ggf. hรถher bei Kinderlosigkeit),
- Steuern, insbesondere bei hรถheren Renten.
Fรผr eine Bruttorente von 3.000 Euro kann der Nettobetrag nach Abzรผgen bei etwa 2.200 bis 2.500 Euro liegen, abhรคngig von individuellen Faktoren.
Wie lรคsst sich die Rente von 3.000 Euro einordnen?
Die Rentenhรถhe von 3.000 Euro brutto liegt deutlich รผber dem Durchschnitt. Laut der Deutschen Rentenversicherung liegt die durchschnittliche Rente aus der Altersversicherung bei rund 1.200 Euro brutto monatlich. Eine Rente von 3.000 Euro entspricht somit etwa dem 2,5-fachen des Durchschnitts. Sie ist also ein Privileg, das nur einer kleinen Minderheit vorbehalten ist.
Was bedeuten diese Zahlen fรผr die Zukunft der Rente?
Die Daten werfen Fragen zur sozialen Gerechtigkeit im Rentensystem auf. Wรคhrend wenige Menschen von sehr hohen Renten profitieren, sind viele Rentnerinnen und Rentner mit Betrรคgen konfrontiert, die kaum fรผr den Lebensunterhalt ausreichen. Angesichts des demografischen Wandels und der steigenden Anzahl an Rentnern wird die Frage nach einer nachhaltigen Finanzierung und gerechten Verteilung der Rentenleistungen immer drรคngender.
Seltenes Privileg, keine Selbstverstรคndlichkeit
Eine Rente von mindestens 3.000 Euro ist in Deutschland eine Ausnahme und bleibt einer kleinen Gruppe von Menschen vorbehalten. Sie erfordert รผberdurchschnittlich hohe und kontinuierliche Beitragszahlungen รผber viele Jahre hinweg. Die Mehrheit der Rentnerinnen und Rentner muss hingegen mit deutlich geringeren Betrรคgen auskommen. Die Diskussion um die Zukunftsfรคhigkeit und Gerechtigkeit des Rentensystems wird angesichts solcher Zahlen weiter an Fahrt gewinnen.
- รber den Autor
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Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pรคdagogik und Sportmedizin studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprรคvention und im Reha-Sport fรผr Menschen mit Schwerbehinderungen tรคtig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht und Gesundheitsprรคvention. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und Behindertenberatung.